Von Bohemians & Humanoiden…
Wie of habe ich diese Frage schon in den Raum gestellt?
Was wird aus den Friseuren?
Jahr für Jahr – Monat für Monat gehen mir hierzu immer wieder neue Impulse durch den Kopf.
Von mal zu mal wird mein Bild dabei konkreter. Angefangen habe ich mit dieser Fragerei bereits 2010. Irgendwie verspürte ich einen massiven Wandel im Kommen.
Was sehe ich hier und jetzt:
Ich sehe tatsächlich keine Friseure mehr!
Warum? Ganz einfach:
- 6.738 Ausbildungsverträge wurden 2023 abgeschlossen.
- Es gibt (mobile und stationäre) über 90.000 Friseure in Deutschland – denn die Mobilen darf man ja nicht vergessen! Etwa 25% des Friseurwesens sind mittlerweile Reisegewerbe.
- Ca. 3000 Friseurbetriebe schließen pro Jahr.
- Es gibt gegenwärtig eine Beschäftigungsquote im Friseurhandwerk von 3,3.
Ergo: Knappe 10000 Arbeitsplätze gehen durch Schließungen pro Jahr verloren. Die Zahl der Nachkommen beträgt ca. 3500, da von knapp 7000 Ausbildungsplätzen ca. die hälfte abgebrochen wird – darf man nicht vergessen. Die Regression beträgt folglich ca. 6500 Beschäftigte pro Jahr. Bei ca. 270000 Beschäftigten im Friseurhandwerk und einem steigenden Desinteresse am Beruf bezüglich der Gesellschaft im Allgemeinen…
…gebe ich dem Friseurwesen maximal 13-15 Jahre, bis es diesem Beruf als Ausbildungsberuf im klassischen Sinne nicht mehr gibt.
Also – mein subjektives Appell an Alle, die gern am Bestehenden festhalten und gern einfach fordern, dass die Welt sich doch bitte einfach wie immer weiterdrehen soll, die Ware schnell kommt, die Preise im Einkauf klein bleiben und die Kunden einfach kommen:
Never In Future!
Wenn Friseure wie bisher überleben, dann als Bohemians.
Bohemians sind eigentlich eine soziale und kulturelle Gruppe, die für ihre unkonventionelle Lebensweise bekannt ist. Ursprünglich bezeichnete der Begriff „Bohemian“ (deutsch: Bohème) im 19. Jahrhundert eine Gruppe von Künstlern, Schriftstellern, Musikern und Intellektuellen, die sich von den Normen der bürgerlichen Gesellschaft abwandten und ein freies, kreatives und oft materiell einfaches Leben führten.
Merkmale der Bohème:
- Künstlerische Freiheit: Bohemians stellen oft die Kunst über materielle Besitztümer und suchen nach kreativen Ausdrucksformen, die von den Normen der Gesellschaft abweichen.
- Unkonventioneller Lebensstil: Sie lehnen bürgerliche Werte wie Stabilität, Reichtum und soziale Normen ab und bevorzugen ein freies, experimentelles Leben.
- Soziale Rebellion:** Die Bohème gilt oft als kritisch gegenüber den Institutionen und Konventionen der Gesellschaft.
3 fassliche Beispiele für eine weitere Zukunft der Friseure:
Cosmeceuticer…
Friseure werden sich spezialisieren, so wie der Cosmeceuticer eine Spezialisierung ist. Ein Cosmeceuticer ist ein Friseur, der eine Brücke zwischen der Medizin und der Haut- und Haar-Kosmetik schlägt. Das überforderte Gesundheitssystem benötigt dringend kompetente Ansprechpartner, die Hautprobleme wie Psoriasis, Neurodermitis, Akne und Kontaktekzeme lindern, ohne dass ein klassischer Arztbesuch erforderlich ist. Cosmeceuticer praktizieren eben dies. Ihr Handwerkszeug ist neben einer speziellen Fortbildung die sogenannten Cosmeceuticals, die nach der Medizinabgabeverordnung zugelassen sind und nicht nach der Kosmetikverordnung. Weiterhin ist Haarausfall eine Expertise des Cosmeceuticers.
Hair Replacement and Growth…
Spezialisierung im Zweithaar-Sektor: Auch hier wird ein Markt bestehen, denn mehr als 50% der deutschen Bevölkerung ist krank. Ernsthafte Erkrankungen an Krebs oder Ähnliches forciert einen Haarausfall, der für die meisten Menschen mit einem ästhetischen Handlungsbedarf verbunden ist. Hier fasst nicht nur der Cosmeceuticer sondern auch der Zweithaar-Experte – insbesondere, weil Beide mit der Krankenkasse zusammenarbeiten können.
Benefactors…
Benefactors sind Friseure, die Ihre Kunden unterstützten und nicht versuchen, diese in eine Abhängigkeit zu bringen.
Ein Benefactor zeigt seinen Kunden, bis zu welchem Grad er gewisse Dinge mit seinem Haar selber machen kann. Er hilft Ihm dabei, die Pflege des Haares mit seinen eigenen Handgriffen in seinen Alltag zu integrieren.
Der Kunde kommt folglich dann nicht mehr regelmäßig zum Friseur, weil einfach nachgearbeitet werden muss – dies wird mehr und mehr der Retail-Markt unaufhaltsam leisten. Warum? Bei 3500 Ausbildungsabschlüssen und 60.000 bis 90.000 Betrieben in Deutschland ist absehbar, dass die Friseure in der Form dessen, was sie gegenwärtig darstellen, eine Seltenheit sein werden.
Will der Kunde etwas Anderes, ist sein Haarschnitt völlig außer Form geraten, ist beim Selbermachen etwas schief gelaufen, so wird er den Benefactor benötigen.
In Anderen Branchen zeigen solche Strategien schon erheblichen Erfolg – z.B. die HKCM in Stuttgart, ein Unternehmen, welches dem Endkonsumenten zeigt, wie er mit Aktien handelt und nicht damit zur Bank geht …
Change Instead Hold…
Immer wieder kriege ich folgende Fragestelllungen am Markt mit:
- Die Preise meiner Verkaufsprodukte dürfen im Web nicht sichtbar sein.
- Ich brauche exklusive Produkte.
- …
Obgleich ich Exklusivität uneingeschränkt unterstütze, ist absehbar, dass diese Linie auf Dauer nicht mehr haltbar sein wird. Die Industrie leistet dies für Friseure schon lange nicht mehr. Warum? Weis die Industrie recht hatte: Der Friseur baut ab und der Endkonsument ist in der direkten Absprache die Zukunft des Wachstums. Das mag sich für Friseure befremdend anhören, jedoch:
Wenn ich am Markt ernst genommen werden will, dann muss ich leisten. Entweder, indem ich für meine Kunden maximal erreichbar und flexibel bin oder indem ich innovativ bin – am besten jedoch Beides. Die gute alte Strategie LEARN AND HOLD ist schon lange vorbei. Man lernt nicht mehr für das Leben, man lernt für einen Moment, um diesen möglichst positiv mitzunehmen, bis der nächste Moment kommt, der durchaus anders aussehen kann. Die Zeiten, wo man eine Ausbildung macht, einen sichern Job sucht und diesen dann ein Leben lang bis zur Rente ausübt – diese Zeiten sind einfach vorbei.
Ein ganz ferner und schräger Blick in die Zukunft…
Einst veränderte der PC (Personal Computer) die Welt…
Einst veränderte das Smartphone die Welt…
JETZT verändert die KI die Welt…
In der Zukunft wird der Humanoid die Welt verändern…
Die Technologie der humanoiden Roboter schreitet im Hintergrund unfassbar schnell fort. Im Militärwesen kommt diese schon zum Einsatz.
Beängstigend? Aus meiner Sicht NEIN!
Roboter können viele Dinge einfach viel besser als Menschen. Wir sind nicht mehr weit davon entfernt, dass Kultur und Natur signifikant enger zusammenrücken. Denn die humanoide Technologie wird die Grenzen des Menschen ein weiteres Mal um ein Vielfaches erweitern:
- Alle Abläufe, die verwaltet werden – alle Abläufe, wo Wissen und Handgriffe angewendet werden und nicht Wissen geschafft wird, wird die Aufgabe von Humanoiden werden.
An Alle Baber, die einfach nur nach Standard Haare schneiden, an Alle Friseure, die einen Balayage nur nach einer bestimmten Technik ohne kreativen Input reproduzieren: Ein Humanoid wird dies präziser und schneller können als Ihr. Wer meint, dass der Mensch hierbei in seiner Sozialkompetenz unschlagbar ist, dem empfehle ich: Unterhalte Dich JETZT mal mit CHAT GPT!
Die absehbare Zukunft des Menschen wird es sein, Wissen zu schaffen und kreativ zu sein. Dies ist bisher sein absehbares Privileg. Menschen von etwas fernzuhalten (Exklusivität), Menschen abhängig zu machen, Menschen Angst zu machen, wird immer schwerer werden:
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